Ich wurde sehr kurzfristig angefragt, ob ich ein paar Worte für Weihnachten 2021 sagen kann.Das forderte mich auf Grund der derzeitigen gesellschaftspolitischen Situation im ersten Moment sehr heraus. Gleichzeitig sprangen mir sofort drei mögliche Überschriften als Gedanken in mein Gehirn. Diese lauteten:
- Hoffnungsträger sein in Zeiten wie diesen – ist das überhaupt möglich?
- Weihnachten – die Menschwerdung Gottes
- Glaube – Hoffnung – Liebe
Alle drei Überschriften tragen etwas in sich, das mich bewegt. Ich wollte keine weglassen und fragte mich daher, wie kann ich darüber einen Bogen spannen?
Hoffnungsträger sein
Wie kann ich Hoffnungsträger sein in einer Gesellschaft, einer Welt, die sich dem äußeren Anschein nach in eine immer irrationalere Richtung entwickelt. Ich sehe die Welt, die Gesellschaft in der Realität, in der sie sich befindet. Viele Menschen sind voller Angst, verunsichert, verzweifelt, gegenseitig richtend, sich verurteilend, abwertend, ausgrenzend und vieles mehr, was jede Person für sich in ihrem Umfeld wahrnimmt. Wenn ich nun Tag für Tag durch den beruflichen Alltag in permanenter Konfrontation dieser Atmosphäre der Welt stehe, die äußeren Unsicherheiten sich beginnen nach innen zu übertragen und die Gefahr eines „emotionalen Absturzes“ droht? Bin ich da noch glaubwürdig als Hoffnungsträgerin? Belüge ich mich nicht selbst darin?
Jetzt feiern wir auch noch Weihnachten …
Die mich besser kennen wissen, dass ich bzgl. Weihnachten eine eher pragmatische Haltung bzw. Einstellung habe. Ich stelle eine provokante Frage in den Raum:
- Der 24. Dezember ist doch im Grunde ein Tag wie jeder andere Tag im Jahr?
- Der Unterschied liegt einzig darin, dass hohe Erwartungen in ein positiv emotionales,
beglückendes, harmonisches Miteinander gesetzt werden? - Diese Erwartungen sollen sich zumindest an einem Abend, oder, wenn es hoch hergeht,
über drei Tage erfüllen?
Die Ursehnsucht des Menschen nach Liebe, Geborgenheit, angenommen sein, dazugehören, nach einer „heilen“ Familie bzw. nach „heilen“ Beziehungen wird mit allen Regeln der Kunst werbetechnisch höchst manipulativ hochgepuscht.
Bitte verzeiht mir diese nüchterne Sichtweise auf Weihnachten. Es ist mir durchaus bewusst, dass die Geschichte meines Lebens mithineinspielt und dennoch: schauen wir uns doch mit offenen Augen in der Realität der Welt um. Wie viele Menschen sind, als es noch einfach war zu reisen, vor den Feiertagen geflüchtet oder anderweitig innerlich oder äußerlich „abgetaucht“.
Für mich heißt es jetzt zwei wichtige Begriffe zu unterscheiden.
Einmal der Begriff:
- „die Realität = die Welt“ – Diese habe ich vorhin versucht zu beschreiben.
Der zweite wichtige Begriff ist:
- „Die Wahrheit = das Wort = Gottes Verheißung“
Jetzt sind wir bei der zweiten Überschrift angelangt.
Weihnachten – die Menschwerdung Gottes
HEUTE feiern wir Weihnachten. Auch die Welt = die Realität feiert Weihnachten. Was feiert „die Welt = die Realität“ tatsächlich an Weihnachten? Diese Frage habe ich vor kurzem an einer Feier ebenfalls in den Raum gestellt, verbunden mit der Frage, glauben wir denn überhaupt dem, was wir zu Weihnachten feiern?
Noch nie in meinen nunmehr 58 Lebensjahren war und ist es mir so substantiell und existentiell bewusst, was für ein Geschenk und Privileg es ist, an die Wahrheit = das Wort, glauben zu dürfen, glauben zu können.
In Joh. 1:14 heißt es: „Er, der das Wort ist, wurde Mensch und lebte unter uns. Er war voll Gnade und Wahrheit und wir wurden Zeugen seiner Herrlichkeit, der Herrlichkeit, die der Vater ihm, seinem einzigen Sohn, gegeben hat“. Jetzt spannen wir den Bogen zur dritten Überschrift:
GLAUBE / HOFFNUNG / LIEBE
Glauben zu dürfen.
Es ist, wie schon erwähnt, nicht selbstverständlich, das Geschenk des Glaubens in sich tragen zu dürfen. Wir alle kennen die Definition was „Glaube“ ist:
Hebr. 11:1 „Was ist nun also der Glaube? Er ist das Vertrauen darauf, dass das, was wir hoffen, sich erfüllen wird, und die Überzeugung, dass das, was man nicht sieht, existiert.“
Das heißt für mich, ich glaube und vertraue darauf, dass das was geschrieben steht, wahr ist,
mir ganz persönlich gilt? Nämlich wie in 1. Joh. 4:9-10: „Gottes Liebe zu uns zeigt sich darin, dass er seinen einzigen Sohn in die Welt sandte, damit wir durch ihn das ewige Leben haben. Und das ist die wahre
Liebe: Nicht wir haben Gott geliebt, sondern er hat uns zuerst geliebt und hat seinen Sohn
gesandt, damit er uns von unserer Schuld befreit.“ geschrieben steht.
Auch in Joh. 3:16-17: „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn
hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat. Gott sandte seinen Sohn nicht in die Welt, um sie zu verurteilen, sondern um sie durch seinen Sohn zu retten. Wer an ihn glaubt, wird nicht verurteilt.“ steht sehr klar, wie Gott IST.
Das wiederum bedeutet für mich, ich bin gefordert im Herzen zu glauben und zu vertrauen, dass ich geliebt und gerettet BIN in und durch Jesus Christus. Mit der Betonung auf dem kleinen Wörtchen „BIN“. Ich sehe die jetzige „Realität der Welt“ und nehme die in den Begegnungen mit der „Realität der Welt“ ihr in mir ausgelösten Gefühlen wahr und sage „JA“ zu dem was in und um mir ist.
GLEICHZEITIG schaue ich DURCH diese Wahrnehmung „der Realität der Welt“ HINDURCH und fokussiere mich auf „die WAHRHEIT, auf das WORT“.
Diese WAHRHEIT – ich BIN geliebt, gewollt, gerettet – bewege ich, wissend und spürend um die derzeitige „Realität der Welt“ im Zwiegespräch mit Gott in meinem Herzen bis ich erkennen darf, die „REALITÄT der Welt“ tritt immer mehr ihn den Hintergrund. Es entsteht in meinemHerzen ein EINKLANG mit der WAHRHEIT und der Friede, die Freude, die Stärke und alles was die Welt nicht geben kann, kehrt in mein Herz ein.
Manche „Realitäten der Welt“ können durchaus einen längeren Prozess hervorrufen – je nachdem von welcher „Realität“ ich gerade „eingeholt“ worden bin.
„Glaube, Hoffnung und Liebe bleiben, aber am größten ist die Liebe.“ Heißt es in 1. Kor. 13:13.
Die Liebe ist, wie in 1.Kor.13:4-8 steht: „Die Liebe ist geduldig und freundlich. Sie ist nicht neidisch oder überheblich, stolz oder anstößig. Die Liebe ist nicht selbstsüchtig. Sie lässt sich nicht reizen, und wenn man ihr Böses tut, trägt sie es nicht nach. Sie freut sich niemals über Ungerechtigkeit, sondern sie freut sich immer an der Wahrheit. Die Liebe erträgt alles, verliert nie den Glauben, bewahrt stets die Hoffnung und bleibt bestehen, was auch geschieht. Die Liebe wird niemals aufhören, selbst wenn Prophetie, das Reden in unbekannten Sprachen und die Erkenntnis vergehen werden.“
Diese schwindelerregende Liebe haben wir untereinander und miteinander dringlich nötig.
UND
damit WIR fähig sind diese Liebe wahrhaftig LEBEN und SCHENKEN zu können, müssen wir uns ZUERST lieben lassen und uns unserer Errettung durch die Gnade in Christus Jesus SICHER und tief in ihr verwurzelt SEIN.
Das ist für mich, seit der Geburt Jesu Christi vor nun über 2000 Jahren, der ewige Kreislauf der „Menschwerdung Gottes“, das „Fleisch werden“ der Wahrheit Gottes IN uns und dadurch UM uns.
In diesem Sinne betrachtet ist Weihnachten HEUTE das Gedenken an die Geburt Jesu Christi als „die Menschwerdung Gottes“. Gleichzeitig findet Weihnachten jeden Tag, jede Stunde, jeden Atemzug statt, wenn ich mir dieser Wahrheit, die allen Verstand überschreitet, in meinem Herzen gewahr und bewusst werde, bewusst bin und aus dem heraus ich mich darin übe, mein Leben zu gestalten.
Abschließend bete ich für uns als Ermutigung aus Epheser 3:17-21:
„Und ich bete, dass Christus durch den Glauben immer mehr in unseren Herzen wohnt und wir in der Liebe Gottes fest verwurzelt und gegründet sind. So können wir mit allen Gläubigen ihr ganzes Ausmaß erfassen, die Breite, Länge, Höhe und Tiefe. Und wir können auch die Liebe erkennen, die Christus zu uns hat; eine Liebe, die größer ist, als wir je begreifen werden. Dadurch wird uns der Reichtum Gottes immer mehr erfüllen. Durch die mächtige Kraft, die in uns wirkt, kann Gott unendlich viel mehr tun, als wir je bitten oder auch nur hoffen würden. Ihm gehört alle Ehre in der Gemeinde und durch Christus Jesus für alle Zeit und Ewigkeit. Amen.“
(alle Bibelstellen stammen aus der Übersetzung „Neues Leben“)